Das Team von Drip Agency hilft Unternehmen dabei, ihre Onlineshops strategisch weiterzuentwickeln. Was genau ist dabei eure Rolle?
Samuel Hess: Geht eine Änderung an einem Onlineshop sofort live, bedeutet das immer ein gewisses Risiko. Was, wenn das neue Layout nicht so gut ankommt wie das alte? Was, wenn die Kund:innen das neue Design nicht mehr übersichtlich finden und stattdessen frustriert den Kauf abbrechen? Wenn eine Änderung am Onlineshop schiefgeht, kostet das Unternehmer:innen nicht nur Geld, Zeit und Nerven: Schlimmstenfalls verlieren sie durch das Hin und Her auch Stammkund:innen, die einfach keine Lust mehr haben, einen Shop zu besuchen, in dem sich ständig irgendetwas verändert.
Damit so etwas nicht passiert, gibt es Vorab-Tests. Und genau da kommen wir ins Spiel: Wir helfen den Unternehmen dabei, den Erfolg ihrer Änderungen zu messen, bevor sie für alle Kund:innen sichtbar online gehen. Das mindert das Risiko bei Anpassungen und ermöglicht es den Unternehmen, ihre Website auf Grundlage zuverlässiger Daten über das Verhalten der User:innen strategisch weiterzuentwickeln.
Ihr verwendet dafür eine ganz bestimmte Methode, das sogenannte A/B-Testing. Welche Vorteile hat das für die Unternehmen?
Samuel Hess: Im Grunde folgen A/B-Tests einem ganz einfachen Prinzip aus der Marktforschung: Wir zeigen der Zielgruppe zwei Versionen einer Website und finden heraus, welche besser ankommt. Während der Testphase teilen wir die User:innen, die die Onlineshops unserer Kund:innen besuchen, in zwei Gruppen auf: Die einen bekommen die aktuelle Version des Shops angezeigt, aber die zweite Gruppe leiten wir zu einer überarbeiteten Variante der Website weiter. Indem wir ihr Klick- und vor allem Kaufverhalten tracken, können wir ermitteln, welche Version die bessere Conversion Rate und vor allem den meisten Umsatz erzielt.
Der wohl größte Vorteil dieses Vorgehens besteht darin, dass der Onlineshop auch während der Testphase in seiner bereits erprobten Form online bleiben kann: So gibt es keine Verkaufspause. Außerdem leiten wir immer nur einen übersichtlichen Teil der User:innen zur neuen Version der Seite weiter. Selbst wenn die Veränderungen nicht gut ankommen, kann der Umsatz so nie bedrohlich weit einbrechen. Zusätzlich behalten wir die Zahlen genau im Blick. Die Mindesttestlaufzeit beträgt dabei immer einen Buying Cycle, die maximale Testlaufzeit hängt dagegen davon ab, wie klein die nachzuweisenden Effekte sind, die man nachweisen möchte. Im Schnitt laufen die Tests bei uns so meistens zwischen zwei bis sechs Wochen, bei komplexeren Testings auch länger. So gibt das A/B-Testing Unternehmen die Chance, auch große, disruptive Ideen ganz ohne Risiko auszuprobieren.
Anhand welcher Kennzahlen ermittelt ihr, welche Version eines Onlineshops im Praxistest besser abschneidet?
Samuel Hess: Das mag im ersten Moment ein bisschen überraschen, aber im Gegensatz zu vielen anderen Methoden im Onlinemarketing zielen wir im A/B-Testing nicht auf eine Conversion-Rate-Optimierung ab. Stattdessen setzen wir etwas größer an und gehen der Frage nach, welche Version eines Onlineshops mehr Umsatz generiert: Ist die neue Version wirklich verkaufsstärker als die, die das Unternehmen derzeit verwendet? Nur anhand der Conversion Rate den Unternehmenserfolg messen zu wollen, wäre da einfach zu kurz gegriffen.
Die Conversion Rate gibt uns Auskunft darüber, welche Version des Onlineshops mehr zum Kaufen anregt. Für die Onlineshop-Optimierung ist das ein wichtiger Datenpunkt – aber eben nicht der einzige, den wir brauchen, um uns einen guten Überblick zu verschaffen. Wie viel die einzelnen User:innen einkaufen, das steht schließlich auf einem ganz anderen Blatt.
Generell gilt nämlich, dass die Messung der absoluten Conversion Rate wenig Aussagekraft hat, weil sie von so vielen Faktoren abhängig ist. Im Sinne einer produktiven Analyse und Zielsetzung messen wir daher immer die relativen Datenabweichungen, also wie viel schlechter oder besser die Conversion Rate in der Variante vs. der Originalversion eines Shops ausfällt. So stellen wir sicher, dass alle Schwankungen wie beispielsweise Marketingkampagnen mit einberechnet werden.
Unsere Hauptmetrik ist daher eine, die Conversion Rate und Umsatz nicht separat betrachtet, sondern diese beiden Elemente zusammenbringt. Die Kennzahlen, auf die wir achten, liefert uns die Average Revenue per User (ARPU), also der durchschnittlichen Umsatz pro Benutzer:in. Bei gutem Tracking von Nutzerverhalten lässt sich der auch leicht berechnen: Dafür müssen wir einfach den durchschnittlichen Bestellwert mit der Conversion Rate multiplizieren. Und auch die ARPU messen wir selbstverständlich relativ, um jegliche Schwankung mit einzuberechnen.