Liquiditätsmanagement beim Unternehmenswachstum:

3 Tipps für den E-Commerce

von Timo Hoffmann – 5 Min Lesedauer
zuletzt aktualisiert 18.08.2021

Langfristiger Unternehmenserfolg setzt Wachstum voraus. Und wie wir alle wissen, setzt Unternehmenswachstum Investitionen voraus, was letztendlich mit Kosten verbunden ist.

Selbst wenn dein Online-Business gerade so richtig brummt und du schnellstmöglich die nächste Stufe für noch mehr Wachstum zünden möchtest, solltest du deine Finanzen im Vorfeld einem genauen Check unterziehen. Du denkst, du kannst dir das Wachstum leisten?

Schau lieber zweimal hin. Denn der Teufel steckt oft im Detail, oder besser gesagt in der Liquidität. Diese spielt nämlich beim Wachstum deines Unternehmens eine größere Rolle, als du vielleicht glauben magst. Wir geben dir in diesem Beitrag drei wertvolle Tipps, worauf du bei der Expansion achten musst, damit du deine Liquidität nicht gefährdest.

1. Liquidität analysieren

Die Liquidität hat das Ziel, dass du deinen Verbindlichkeiten jederzeit nachkommst, d.h. dass du deine Rechnungen und offenen Forderungen stets betragsgenau begleichst. Die Grundvoraussetzung für ein solides Geschäfts ist, dass du mehr Einnahmen erzielst, als du Ausgaben hast. So baust du im Laufe der Zeit einen Liquiditätsüberschuss auf, den du dann für Re-Investitionen verwendest, z.B. wenn du expandieren oder anderweitig wachsen möchtest.

Wenn dein Geschäft nun gerade gut läuft, verleitet das vielleicht zu voreiligen Schritten. Schließlich übersteigen ja die Einnahmen die Ausgaben. Alles in Butter, oder? Leider nicht.
Denn kannst du aus dem Stand heraus sagen, wie sich dein Wachstumsvorhaben auf deine zukünftige Liquidität auswirken wird? Wirst du dann immer noch in der Lage sein, deine Rechnungen zu begleichen?

Damit du diese Fragen vollumfänglich beantworten kannst, ist es nötig, die Liquidität deines eCommerce-Unternehmens genau zu analysieren und eine Liquiditätsprognose zu erstellen. Dazu stellst du die Ein- und Auszahlungen der letzten Monate einander gegenüber. Das gibt dir einen Einblick in die Kostenstruktur deines Unternehmens auf der einen Seite und in die Performance deines Verkaufs auf der anderen Seite.

Anhand einer detaillierten Liquiditätsanalyse erkennst du, wo du besonders hohe Kosten hast und wo du vielleicht sogar einsparen kannst. Außerdem siehst du schwarz auf weiß, wie sich deine Einnahmen im Lauf der letzten Zeit entwickelt haben. Wenn du deinen Shop schon länger als zwei oder drei Jahre betreibst, erkennst du darin vielleicht sogar ein Muster und identifizierst einnahmestarke und -schwache Monate.

Die Liquiditätsanalyse ist Pflicht vor jedem Wachstumsvorhaben. 

2. Liquidität planen

Nach der Analyse erstellt du eine Liquiditätsprognose für dein Wachstumsvorhaben, indem du deine erwarteten Ein- und Auszahlungen in den kommenden Monaten betrachtest. Falls dein Geschäft einer Saisonalität unterliegt, musst du diese unbedingt in die Prognose mit einbeziehen.

Damit du nicht tagelang Zahlenreihen in Excel eintippen musst und das Ergebnis zum Schluss erst nicht stimmt, kannst du eine Liquiditätsmanagement-Software verwenden, zum Beispiel die von Agicap. Das Lifestyle-Unternehmen SNOCKS aus Mannheim hat damit auch schon gute Erfahrungen gemacht – nachdem es auf die harte Tour gelernt hat, die Liquidität während der Wachstumsphase nicht zu unterschätzen.

Wie wirken sich also deine Kosten für das geplante Wachstum nun auf die Ausgabenseite aus? Mit welchen Einnahmen rechnest du in den Monaten nach der Expansion? Ab wann rechnest du mit steigenden Einnahmen aufgrund der Expansion? Steht am Ende jedes Monats immer noch ein deutliches Plus, oder musst du mit einem Defizit rechnen? Ist die Aufnahme eines Kredits nötig? Falls ja, wie wirken sich die Ratenzahlungen auf die Liquidität aus?

Möglicherweise siehst du bei der Planung schon, dass dein Vorhaben gar nicht oder nur wenig rentabel ist. Das bewahrt dich vor Fehlentscheidungen und Fehlinvestitionen, die im schlimmsten Fall in der Insolvenz enden würden. Nur wenn deine Prognose grünes Licht gibt, solltest du das Wachstumsvorhaben in Angriff nehmen. Alles andere kann dich schnell an den Rand des finanziellen Ruins bringen.

3. Liquidität aufbauen

Vor allem Gründer sind bestrebt, gerade am Anfang sämtliche Einnahmen gleich wieder in das Wachstum des Unternehmens zu investieren. Daran ist grundsätzlich nichts falsch, ABER: Investiere nicht alles. Das Bilden von Liquiditätsreserven ist genauso wichtig, wie das gezielte Investieren von Überschüssen.

Auch hierbei hilft dir die Liquiditätsplanung enorm weiter. Im Plan siehst du nämlich sofort, ob du in den kommenden Monaten Überschüsse oder Defizite erwirtschaften wirst.

Lege im Rahmen deiner Finanzplanung fest, welchen Anteil an Überschüssen du für Investitionen verwendest, und welchen für den Aufbau von Rücklagen. Letztere benötigst du nicht nur, um spätestens ab dem dritten Geschäftsjahr Steuervorauszahlungen an das Finanzamt zu leisten, sondern eine Liquiditätsreserve kann dir auch die Aufnahme eines teuren Kredits ersparen, wenn du einmal einen Liquiditätsengpass überbrücken musst.

Man mag es kaum glauben, aber während der Corona-Krise ist genau dieser Umstand dem Unternehmen Adidas zum Verhängnis geworden. Der Sportartikelhersteller glänzte immer mit einer hohen Profitabilität und legte seinen Investoren stets solide Unternehmenszahlen vor. Dann kam die Corona-Krise und plötzlich sahen sich die Verantwortlichen bei Adidas dazu gezwungen, Staatshilfe zu beantragen, weil sie die Mieten in ihren Geschäften nicht mehr bezahlen konnten. Der Grund: Es waren zu wenig Liquiditätsreserven vorhanden.

Fazit

Du siehst, dass selbst große Konzerne, die finanziell vermeintlich gut dastehen, von Liquiditätsproblemen betroffen sein können. Das Gemeine ist, dass ein schlechtes Liquiditätsmanagement so lange unbemerkt bleibt, bis ein unvorhergesehenes Ereignis eintritt, das dann aber umso stärker zuschlägt. Für Unternehmen, die sich bis dahin noch nie mit dem Thema Liquidität und dessen Bedeutung für das Unternehmen auseinandergesetzt haben, kann das sehr schnell der Anfang vom Ende sein.

Kümmere dich daher frühzeitig um ein ordentliches Liquiditätsmanagement und führe dies gewissenhaft aus. Das hilft dir in finanziell guten Zeiten, dein Unternehmen auf Erfolgskurs zu halten und die Liquiditätsüberschüsse an den Stellen zu investieren, wo sie am besten zum Wachstum beitragen. In finanziell schlechten Zeiten hilft es dir dabei, die Mittel so umzuverteilen und Maßnahmen zu ergreifen, damit du nicht in Zahlungsunfähigkeit gerätst.

Wenn du noch mehr über das Thema Liquidität im eCommerce-Bereich erfahren möchtest, sei dir das kostenlose E-Book von Agicap Liquiditätsmanagement für eCommerce-Unternehmen ans Herz gelegt. Dort erfährst du anhand von Fallbeispielen, wie Unternehmen dank eines cleveren Liquiditätsmanagements ihre Umsätze steigern und ihre Träume von der Expansion verwirklichen konnten. Möglicherweise erkennst du deine Unternehmenssituation in einem der Fälle sogar wieder und kannst gleich einige nützliche Tipps in deinem eCommerce-Business umsetzen.

Titelbild von Tima Miroshnichenko. Weitere Bilder von Mohamed Hassan und Agicap.

Alaiko Posts